Die Künstlerin und Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Verena Melgarejo Weinandt beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Wissen als Widerstandsform. Wer hat Zugang dazu und wessen Wissen wird unsichtbar gemacht? Dieser Fragestellung widmet sie sich unter anderem in ihrer letzten Fotoarbeit „Reading Resistance“ für die sie latinx Frauen in Wien fotografiert hat, die ihr Wissen durch Vorlesen an Kinder weitergeben. Valerie-Siba Rousparast hat sie für das Missy Magazine zum Gespräch getroffen, das ihr auch hier lesen könnt:
Du bist am 15. und 16. Juni Teil des Klirrrr – Festival für queere Konfliktkulturen zum Thema „Caring for Conflict“in Berlin mit einem Workshop. Was bedeutet Konflikt für dich? Ich denke dabei erst mal an Konfliktzonen, wie bei Gloria E. Anzaldúa. Daran, dass es Orte gibt – nicht nur physische, in denen unterschiedliche Vorstellungen, Sprachen, Kulturen aufeinandertreffen und verhandelt werden. Sie thematisiert in ihrer Arbeit die Grenzregion Mexiko-USA, aber erweitert den Begriff von Grenze auf viele andere Aspekte, an denen Empowerment stattfinden kann. In ihren Zeichnungen beschreibt sie den Ort des Konflikts als einen Körper, der am Äquator in beide Richtungen gezogen wird. Ich kannte diese Form des Begreifens von Konflikt noch nicht.
aquarium (Südblock), Skalitzer Str. 6, Berlin-Kreuzberg, U-Kottbusser Tor
HALLO*
Wir laden dich heute ein, a(nother) classroom zu besuchen.
Wie müsste (d)ein Klassenzimmer beschaffen sein, damit du dich wohlfühlst? Was brauchst du, um gemeinsam in einer (temporären) Gemeinschaft zu lernen und dich anwesend zu fühlen? Was möchtest du (ver)lernen?
Nimm dir Zeit für eine Pause. Gönn dir einen Tee und schenke auch dein*er Nachbar*in etwas ein. Verzeichne dich und deine Position im Raum. Nimm dir Zeit zu genießen, anzukommen.
Fühl dich eingeladen, die Zeichen im Raum zu lesen, zu interpretieren und das Nötige für dein Alphabet hinzuzufügen.
Nimm dir Zeit für deine Konflikte. Was bringst du mit? Was entsteht im Zusammensein.
A collective rehearsal of a(nother) classroom ist ein Versuch, die je eigene Wahrnehmung für das Alltägliche und Geteilte des Klassenzimmers zu sensibilisieren. Für das, was ständig da und doch so schwer greifbar ist. Für etwas, das uns tagtäglich bewegt, formt und womit wir vielleicht in Konflikt geraten, ohne dafür gleich eine Sprache zu finden, ohne es behandeln zu können.
An den Stationen Tee-Zeremonie, Pausengestaltung, Raumfindung, Chill- und Schlafecke und Struktur-Struggle-Treffpunkt unterbrechen praktische Übungen und experimentelle Anordnungen („Suche dir eine Person mit der du dein T-Shirt teilen möchtest!“) den heimlichen Lehrplan der Institution Schule.
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung der Kontextschule 2016-2018 werden Normen des „hidden curriculum“ (verborgenen Lehrplans), mit denen die Schüler*innen im Konflikt stehen, im interaktiven Format des Saal Lun*s zur Disposition gestellt. Unter dem Motto: A collective rehearsal of a(nother) classroom sollen ver-rückte Sozialitäten in einer neuen, temporären Gemeinschaft erprobt werden.
Es finden 2 Proben im aquarium statt:
Probe 1 von 14:45-15:45 & Probe 2 von 16:45-17:45
Alphabet of Conflicts ist das gemeinsame Forschungsprojekt der Künstler*innen Nino Halka, Pia Klüver und Eva Storms, den Lehrpersonen Maren Zeuner und Ronald Lange gemeinsam mit den Schüler*innen Hanin, Mohamed, Emil B., Ahmet, Tisser, Erik, Lasse, John, Tara, August, Leon, Jeniffer, Rehme, Emil V. Die Teilnehmer*innen besuchen eine Klasse der Integrierten Berufsausbildungsvorbereitung (IBA)am Oberstufenzentrum Marcel Breuer in Weissensee. Alphabet of Conflicts ist gleichzeitig Teil des Projekts Caring for Conlict von District Berlin und Institut für Queer Theory sowie der Fortbildungsreihe KontextSchule 2016-2018 unter der Leitung von Aicha Diallo und Danja Erni.
Caring for Conflict ist gefördert durch den Berliner Projektfonds kulturelle Bildung.
Gesten sind machtvoll: sie laden ein, sie weisen zurück, sie umsorgen, sie verletzen. Gesten sind Codes, codiert und codierend. Als Zeichen körperlicher Präsenz gestalten sie Raum, manchmal dominieren sie ihn – und manchmal verändern Gesten einen Raum auf überraschende Weise. Wie sprechen Gesten? Wie nehmen wir mit Hilfe von Gesten Verbindung auf? Sprechen Gesten verschiedene Sprachen? Wann sind Gesten schneller als Worte? Durch Bewegungen unserer Körper beziehen wir uns auf andere und auf den Raum zwischen uns. Wie hängen Körper, Bewegung, Stimmung und Atmosphäre zusammen?
Komm und untersuche mit uns die ungesprochenen Codes und Gesten, die um Worte ringen. Der Saal Lun* der Gruppe Geheimsprachen/Gemeinsprachen ist ein Laboratorium der Gesten. Mittels Wort und Bild, mittels Körpersprache und anderen Formen non-verbaler Kommunikation loten wir auf spielerische Weise die Grenzen und Möglichkeiten aus, Raum miteinander zu teilen.
Saal Lun* Nr. 2. Ein Workshop der kulturellen Bildung für (fast) alle Altersgruppen (12-27 und 28-99 Jahre).
Veranstaltet von Qwigo L. Baldwin, Ferdiansyah Thajib und Tali Tiller,
im Rahmen von Caring for Conflict, einem Projekt von District und Institut für Queer Theory, gefördert durch den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.
Freitag 11. Mai 2018, 14-17 Uhr, aquarium (Südblock), Skalitzer Str. 6, Berlin-Kreuzberg, U-Kottbusser Tor
Podiumsdiskussion und Publikumsgespräch mit Urmila Goel, Najwa Ouguerram, Sabine Mohamed
Was bedeutet Solidarität angesichts widersprüchlicher Interessen? Wie können wir unsere unterschiedlichen Communities in solidarischer Weise zusammenführen? Was heißt es, Solidarität nicht strategisch zu denken, sondern ausgehend von unseren – machtdurchdrungenen – Beziehungen? Kann Solidarität verhindern, dass Konflikte in Gewalt münden? Kann Konflikt zu einem wichtigen Aspekt unseres Miteinanders werden?
Strukturelle und historische Gewalt positionieren uns in Welt und Umwelt in einer Art und Weise, die wir uns nicht ausgesucht haben und auch nur begrenzt beeinflussen können. Aus der Beharrlichkeit struktureller Gewalt und der generationenübergreifenden Weitergabe von Gewalterfahrungen erwachsen besondere Herausforderungen oder sogar Notwendigkeiten für solidarisch Praxen. Wie können wir leidvollen Erfahrungen sorgsam begegnen? Wann stößt Solidarität an ihre Grenzen? Im gemeinsamen Gespräch zwischen Gäst*innen Urmila Goel, Najwa Ouguerram, Sabine Mohamed und dem Publikum wollen wir ausloten worin diese bestehen. MEHR „MEHR“