„Die Menschen sind neugierig auf Gloria Anzaldúa geworden.“

Das Interview führte Magda Albrecht gleich nach dem Workshop von Verena Melgarejo Weinandt auf dem KLIRRRRR festival am Samstag, den 16. Juni 2018.

Du hast beim KLIRRRR festival einen Workshop mit dem Titel Gloria Anzaldúas Zeichnungen lesen gegeben. Welche Fragen an die Teilnehmer*innen hattest du mitgebracht und was habt ihr besprochen?

Die Fragen an die Teilnehmer*innen waren zum Beispiel, wie wir mit den Bildern von Gloria Anzaldúa umgehen und wie wir sie lesen können. Was verstehen wir und was verstehen wir nicht? Was bedeutet es, dass wir manche Dinge lesen können und manche nicht? Was bedeutet für uns Wissen, was bedeutet für uns Lernen? Und wie kann es ein Prozess werden, indem man das Lernen erfährt und daraus einen Gruppenprozess macht und keinen Einzelprozess. Es geht um einen Prozess, in dem es nicht nur um Texte lesen geht, sondern in dem Fall jetzt speziell darum, mit Zeichnungen und Bildern umzugehen und sich somit einer anderen Form vom Lesen und Inhalte verstehen anzunähern. Kann das funktionieren? Vielleicht funktioniert es nicht, vielleicht können wir das gar nicht, oder vielleicht doch – und wenn ja, wie?

Verena Melgarejo Weinandt

Kannten die Teilnehmer*innen Gloria Anzaldúa?

Ganz unterschiedlich. Es gab einige, die heute das erste Mal von ihr gehört haben und es gab Menschen, die schon ihre Bücher gelesen haben.

Gab es im Workshop etwas Überraschendes, zum Beispiel eine Reaktion oder eine Lesart?

Man weiß ja nie, wie ein Workshop wird, weil ich nie weiß, wer zum Workshop kommt. Meist ist es eine Gruppe von Personen, die sich vorher nicht kannten und die jetzt zusammen etwas machen sollen. Und es ist immer eine Überraschung, wie sich der Workshop dann entwickelt. Ich überlege mir, wie der Tag verlaufen kann und dann probiere ich es aus. Die Leute haben sich drauf eingelassen und das ist immer eine schöne Überraschung, wenn die Leute mitmachen und ich merke, dass es sie bewegt. Die Menschen sind neugierig auf Gloria Anzaldúa geworden und das ist ein cooles Zeichen.

Was machst du – neben Workshops – sonst noch so im Leben?

Ich bin Künstlerin, Kuratorin, Aktivistin, ich sollte eigentlich an meiner Doktorinnenarbeit schreiben, schaffe ich aber nicht (lacht)… Ich unterrichte gern, ich nähe gerne und ich bin gern in der Natur. Im Moment organisiere ich zwei Soli-Feste für den österreichischen Verein maiz, ein unabhängiger Verein von und für Migrantinnen.

Wie hat dir das KLIRRRR festival gefallen?

Ich finde, man hat echt gemerkt, dass die Leute, die das Festival organisiert haben, sich wirklich Gedanken gemacht haben und sehr vorsichtig, also so careful waren, was die Rahmenbedingungen angeht. Es macht einen großen Unterschied, ob es die Möglichkeit gibt, dass Rollstühle reinkommen, ob es Essen und Trinken gibt, das bezahlbar ist. Es gab auch Gebärdensprachdolmetscher*innen und verschiedene Formen von Räumen, die man nutzen konnte. Man sieht, dass sich die Organisator*innen voll Mühe gegeben haben und dass hier gute Bedingungen herrschen, damit wir hier Sachen machen können und möglichst viele Menschen Zugang dazu bekommen.

Danke für das Gespräch!

20.06.2018—23:21 h—Gloria Anzaldúas Zeichnungen lesen